Ofer Waldman, Jüdischer Salon am Grindel e.V.
„Beschreiben Sie doch, wie war er, der Morgen des 7. Oktober, wie haben Sie ihn erlebt, empfunden?“
Ich weiß nicht, wie oft ich solche Fragen bereits beantwortet habe. In Radiointerviews, auf Podiumsdiskussionen, in Privatgesprächen. Immer wieder beschreibe ich die gleichen Bilder, Empfindungen, Klänge – das Fernsehbild eines mit einem Maschinengewehr bestückten Toyota-Pickups der Hamas mitten in der israelischen Stadt Sderot, der automatische Gang zum Bunker, um die Stahlfenster zuzumachen, bevor die Kinder aufwachen, der Himmel, der durch Kampfflugzeuge zu donnern begann. Ich nehme wieder alles in die Hand, was ich in den ersten Wochen und Monaten des Krieges geschrieben habe, das endlose Staunen über die zerbrochenen Grenzen des Vorstellbaren. Ich lese es jetzt – es ist fast ein Jahr seitdem vergangen, der Krieg tobt immer weiter - und mir bleibt kaum etwas übrig, als über das Staunen selbst zu staunen. Es kommt mir naiv vor, fast unanständig, wie ich das Staunen zur Schau gestellt habe, das Staunen darüber, dass alles, was ich als gewiss erachtet habe, als möglich oder unmöglich, zunichte gemacht wurde.
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